Gut, federleichte Carbonrennräder mit elektronischer
Schaltung und Scheibenbremsen mögen
ihren Reiz haben… es gibt jedoch eine Gegenbewegung,
die in meinen Augen mehr Style und
mehr Emotionen birgt – die Wiederentdeckung
der Faszination von alten Stahlrahmen mit
Unterrohrschalthebeln und klassisch verlegten
Bremszügen. Für die Szene der Liebhaber von
Oldtimer-Fahrrädern gibt es seit einiger Zeit
sogar besondere „Radrennen“, die eine Mischung
aus Sportveranstaltung und Nostalgie-Treff sind:
EROICA heißt das Zauberwort.
Die Heroischen oder die Heldenhaften könnte
man sagen, erfunden in Italien mit Ablegern in
der ganzen Welt – seit 4 Jahren auch in Deutschland.
Eben diese EROICA GERMANIA bezwangen Herr
Wigner und ich stilecht in Wolltrikots auf Stahlrennern
mit Körbchenpedalen, wie sich das für
echte Helden gehört.
Etwa 500 Gleichgesinnte gingen in Eltville am
Rhein auf die Strecke, etwa 150 davon hatten sich
für die schwere große Runde mit 120 Kilometern
und 2300 Höhenmetern entschieden. 120 Kilometer
mit kurzen und fiesen Steigungen, die mit
den begrenzten Ritzelpaketen von anno dazumal
nicht immer komplett zu bewältigen waren. Und
davon wird eben ein großer Teil auf Strecken
geradelt, die der heroischen Zeit entsprechen:
Schotter, Kies, Waldwege, Bruchbeton. Fordernd
und schweißtreibend – geschenkt bekam man
früher eben nichts.
Es ist ein besonderer Menschenschlag, diese Altmetallfans, diese „Steelisten“. Herzlich und freundlich und leidensfähig. Im Ziel waren Herr Wigner und ich uns einig, dass diese Veranstaltung lange im Gedächtnis bleiben wird. Viele Eindrücke, herrliche Rennradschätze und Retrowolltrikots und eben auch Schmerzen im Nacken, in den Handgelenken und in den Beinen. Die Helden vergangener Zeiten wären stolz auf uns gewesen. Ach, und bevor die Frage kommt: Schon klar, dass wir die lange Runde genommen haben, oder? - EUER STEPHAN -