Erschienen
01.09.2021
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Mitarbeiterstories

Fest im Sattel

Gut, federleichte Carbonrennräder mit elektronischer Schaltung und Scheibenbremsen mögen ihren Reiz haben… es gibt jedoch eine Gegenbewegung, die in meinen Augen mehr Style und mehr Emotionen birgt – die Wiederentdeckung der Faszination von alten Stahlrahmen mit Unterrohrschalthebeln und klassisch verlegten Bremszügen. Für die Szene der Liebhaber von Oldtimer-Fahrrädern gibt es seit einiger Zeit sogar besondere „Radrennen“, die eine Mischung aus Sportveranstaltung und Nostalgie-Treff sind: EROICA heißt das Zauberwort.

Die Heroischen oder die Heldenhaften könnte man sagen, erfunden in Italien mit Ablegern in der ganzen Welt – seit 4 Jahren auch in Deutschland. Eben diese EROICA GERMANIA bezwangen Herr Wigner und ich stilecht in Wolltrikots auf Stahlrennern mit Körbchenpedalen, wie sich das für echte Helden gehört. Etwa 500 Gleichgesinnte gingen in Eltville am Rhein auf die Strecke, etwa 150 davon hatten sich für die schwere große Runde mit 120 Kilometern und 2300 Höhenmetern entschieden. 120 Kilometer mit kurzen und fiesen Steigungen, die mit den begrenzten Ritzelpaketen von anno dazumal nicht immer komplett zu bewältigen waren. Und davon wird eben ein großer Teil auf Strecken geradelt, die der heroischen Zeit entsprechen: Schotter, Kies, Waldwege, Bruchbeton. Fordernd und schweißtreibend – geschenkt bekam man früher eben nichts.

Es ist ein besonderer Menschenschlag, diese Altmetallfans, diese „Steelisten“. Herzlich und freundlich und leidensfähig. Im Ziel waren Herr Wigner und ich uns einig, dass diese Veranstaltung lange im Gedächtnis bleiben wird. Viele Eindrücke, herrliche Rennradschätze und Retrowolltrikots und eben auch Schmerzen im Nacken, in den Handgelenken und in den Beinen. Die Helden vergangener Zeiten wären stolz auf uns gewesen. Ach, und bevor die Frage kommt: Schon klar, dass wir die lange Runde genommen haben, oder? - EUER STEPHAN -